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Der »Tausend-plus-sassa« Bonaventura Amann

©Daniel Maier

Sein Bruder Stanislaus hatte bereits vor einem Jahr eine Ahnung, dass Bonaventura der erste österreichische Spieler werden könnte, der die magische 1000er-Grenze des PDGA-Ratings überwinden vermag. Mit 11. August wurde es amtlich – Bonaventura Amann: 1004.

Stani sei es auch gewesen, der unmittelbar vor der letzten Rating-Aktualisierung gemeint habe, es müsste sich jetzt ausgehen. Er selber habe seine Rating-Entwicklung gar nicht bewusst mitverfolgt, erzählt der erst 21-Jährige Bona, wie er in der Kurzform gerufen wird. Insider*innen registrierten sehr wohl seine Klasse, trotzdem werden ihn nicht viele auf der Rechnung gehabt haben. Als großer Favorit, um als erster österreichischer Spieler ein vierstelliges Rating zu erhalten, galt in den letzten Jahren Laurenz Schaurhofer. Doch nach kometenhaftem Aufstieg stagniert Laurenz seit zwei Jahren in der Gegend um 990 (zurzeit: 988, Höchstwert: 992). Im Windschatten von Laurenz startete der eingangs erwähnte Stani Amann durch und kann augenblicklich auf seinen Bestwert von beachtlichen 993 verweisen. Mit der letzten Rating-Aktualisierung übersprang auch Florian Lingenhel (der 1000er-Geheimtipp des Autors, weil der junge Tiroler seit einem Jahr auf bestechend hohem Niveau ohne Ausreißer nach unten spielt) erstmals die 990er-Marke und steht nun bei 991. Offensichtlich werkt hier eine goldene Generation auf den Tees, Fairways und in den Circles, denn alle erwähnten Spieler sind erst um die 20 Jahre jung!

Ein »Bachkomet« taucht auf. Generationen davor wäre es wohl kaum jemand zuzutrauen gewesen, diese – für österreichische Verhältnisse – Traummarke zu erreichen. Nicht einmal Otfried Derschmidt, trotz seines dritten Platzes in der M40-Klasse bei der EM 2010. Otfried erreichte seinen bis dato höchsten Wert zwei Jahre nach seinem Bronzemedaillengewinn mit 985 (aktuell: 966). Am ehesten wäre es in den frühen 2010er-Jahren einem gewissen »Bachkomet«, der beinahe aus dem Nichts auftauchte und das Spitzenfeld umrührte, zuzutrauen gewesen. Aber so schnell der Ultimate-Spieler Stefan »Bachkomet« Bachleitner aufgetaucht ist, ist er auch wieder von der Spielfläche verschwunden. Und an eine PDGA-Mitgliedschaft hat er nicht einmal im Entferntesten gedacht, somit wurde er auch nie vom Rating erfasst. Aber das Potenzial, in den erlauchten Kreis der 1000er einzutreten, zeigte er in den Saisonen 2012 und 2013 wiederholt.

Zurück zum amtlich ersten 1000+Spieler. Bona Amann ist für einige in der heimischen Discgolf-Community ein eher unbeschriebenes Blatt, im Gegensatz zu seinem älteren Bruder und Kapitän des Nationalteams, Stani. Bona hat einfach (noch) keine Zeit, regelmäßig Turniere zu spielen. Der in der niederösterreichischen Gemeinde Wald (südlich von St. Pölten) Aufgewachsene absolvierte in Vorarlberg eine Lehre für Orgelbau – just in jenem Bundesland, das als einziges in Österreich noch keinen Discgolfparcours zu bieten hat. Zum Glück wurde er von seinem Arbeitgeber auf Montage nach China geschickt, was sich für ihn noch als sehr effektives Trainingslager herausstellen sollte: Drei Monate lang ging er morgens vor der Arbeit zum Strand, um zunächst mit nur einer von Zuhause mitgenommen Scheibe zu trainieren. Auf den Geschmack dieser Einheiten gekommen, ließ er sich weitere nachschicken, um das Training intensivieren zu können. Zurück in Österreich trat er zum ersten Mal in der offenen Klasse an und gewann gleich die Castleland Open in Eisenstadt und direkt darauf die Lake Park Trophy von Ybbs – und zwar beide Turniere mit Respektvorsprung von jeweils fünf Würfen zu den Zweitplatzierten! Bona, der bis dato erst an 21 von der PDGA sanktionierten Turnieren teilgenommen hat und es auf eine stattliche Anzahl von acht Siegen bringen konnte, meint, «wenn ich antrete, dann bin ich voll fokussiert».

Zirkustrainer und Pianist. Nach der Orgelbaulehre absolvierte er den Zivildienst und zur Zeit macht er bei CircArtive im deutschen Gschwend (Baden-Württemberg) eine Ausbildung zum staatlich anerkannten Zirkustrainer, seine Spezialgebiete: Äquilibristik (die Kunst des Balancierens) und Jonglage, dabei vor allem das sogenannte Head Bouncing (zusätzlich zu den Armen noch mit dem Kopf jonglieren). In einem halben Jahr wird Bona die Artist*innenschule abgeschlossen haben und sich danach verstärkt Discgolf widmen. Der internationale Turnierplan braucht dann nur noch mit seinen Konzertterminen abgestimmt werden. Zum Drüberstreuen strebt Bona auch noch eine Karriere als Blues- und Boogie-Pianist an. Er gilt in dieser Szene als «kommende Größe», wie dem Programm des Vienna Blues Spring extended 2020 zu entnehmen ist. Wie er das alles unter einen Hut bringen könne, möchte ich von dem jungen Künstler und Sportler wissen. Bona antwortet darauf kurz und bündig mit: »Ich bin wohl ein Tausendsassa.« Definitiv!

Der richtige Mix. Mit dieser Vielseitigkeit ist auch seine außergewöhnliche Wurftechnik erklärbar: ein Mix aus Athletik, Körpergefühl und Feinmotorik. Dazu kommt »ein ausgeprägtes Spielverständnis, das er von Ballgolf, das er drei, vier Jahre wettbewerbsmäßig betrieben hat, mitnehmen konnte«, erzählt Bona. Er werde oft darauf angesprochen, dass seine weiten Würfe bei ihm so locker ausschauen würden, dabei habe er selber überhaupt nicht das Gefühl, ohne Anstrengung zu werfen. Da sieht man wieder einmal wie Selbst- und Fremdwahrnehmung divergieren.
Ich selbst hatte das Vergnügen, mit ihm eine Runde bei den kürzlich ausgetragenen St. Pölten Open zu spielen. Scheinbar spielerisch legt er die Destroyer in 130-Meter-Hyzerkurven. Auch sein Sidearm hat inzwischen internationales Niveau erreicht, was er einer vorerst «zu experimentierfreudigen Phase» zu verdanken habe. Kurzfristig verschlechterten sich seine Turnierergebnisse wegen seinen übertriebenen und oft nicht rational eingesetzten Sidearm-Würfen, aber jetzt kann er von diesen Trainingswürfen im Wettkampf die Früchte ernten. Anhyzer werfen sieht man ihn hingegen kaum, das scheint nicht seine Sache zu sein.

Wie alles begonnen hat. Eher zufällig sei er zu Discgolf gekommen. In der Schule habe er Ultimate kennengelernt und als sein Frisbee gebrochen sei, hätten seine Eltern ihm und seinen Brüdern neue geschenkt, nur handelte es sich dabei um Discs. Auf Youtube schauten die Amann-Brüder, was man mit diesen kleineren Scheiben alles anstellen könnte und waren bald von Discgolf angesteckt.
Just auf dem extremen Bergkurs auf der Schmitten bestritt Bona im Jahr 2016 sein erstes Turnier. Er belegte in der Juniorenwertung Platz zwei hinter Robin Binder, mit demselben Score wie die geteilten Drittplatzierten in der offenen Klasse! Durchschnittsrating bei diesem ersten Antreten: 958. Jetzt, nur vier Jahre später, steht Bona bei bekanntlich 1004. Und wohin wird die Rating-Reise noch führen, wenn er nicht nur wie damals in China Zeit findet, regelmäßig zu trainieren?

 

Konzerttipp:
»Blues & Boogie unplugged. Zwei Generationen am Bösendorfer«
Martin Pyrker und Bonaventura Amann
Mi, 9.9., 20 Uhr im Mozarthaus Vienna
www.bonablues.com

 

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